Die Fahrer

Egal, wie gut die Maschinen auch sein mögen, der Erfolg wird sich ohne einen guten Fahrer nicht einstellen.

Im Laufe der Jahre haben viele berühmte Männer in den Sätteln von AJS Motorrädern gesessen, jeder hat sein Teil zur großen Geschichte dieser Marke beigetragen.

 

Nur Norton kann eine größere Anzahl von Fahrern und Maschinen bei den TT-Rennen vorweisen, denn die Maschinen aus der Bracebridge Street nahmen seit 1907 an jedem Rennen auf der Isle of Man teil.

AJS begann 1911, ließ nur 1912 und 1923 aus und seitdem keins mehr (1969 war Schluss). AJS erreichte sieben Siege, unzählige Platzierungen und zweimal den begehrten Markenpokal.

1921 E. Williams Junior
1921 E. Williams Junior

Verständlich, dass eine vollständige Fahrerparade viele Seiten in Anspruch nehmen würde, so dass wir uns nur auf die bekannteren Fahrer jeder Epoche konzentriert haben.

Howard R. Davies

So will ich mit Howard R. Davies beginnen, der einzige Fahrer, der mit einer 350er die Senior-TT gewinnen konnte.

Noch als Jugendlicher begann Davies im Jahre 1911 für den Sunbeam-Konstrukteur, J.E. Greenwood, der von JAP zu John Marston kam, Rennen zu fahren. In den folgenden Jahren war er in allen Bereichen, ob bei Trials oder Beschleunigungsrennen für Sunbeam tätig, wobei er schon früh eine Neigung zur Lösung technischer Probleme zeigte.

1921 H. Davies nach dem Sieg
1921 H. Davies nach dem Sieg

Gleich bei seinem ersten Rennen bei der Senior TT 1914 wurde er mit einer Sunbeam hinter O.C. Godrey (Indian) Zweiter.

Gerüchten zufolge sollte er bei Kämpfen an der Westfront 1914-18 gefallen sei, doch schon Mark Twain bemerkte: „Der Bericht über meinen Tod war eine Übertreibung.“

In Wirklichkeit kam er nach der Demobilisierung zu A.J. Stevens and Co. Ltd. (1914) als Test- und Rennfahrer. Sein erstes Rennen für den neuen Arbeitgeber fuhr er 1920 auf der damals revolutionären 350er-OHV. Beim Kampf mit Eric Williams um die Führung traten mechanische Probleme auf, so dass er zur Aufgabe gezwungen war. Der drahtige Waliser mit dem Charlie Chaplin Schnurrbart war ein richtiges Arbeitstier.

Seine Kenntnisse der Technik machten ihn bald für die Stevensbrüder unersetzlich und so kam es, dass er bei jedem Wetter unzählige Stunden auf der Brooklandsbahn verbrachte.

Nach dem großartigen Erfolg von 1921 testete er noch mehr, hauptsächlich um die Big-Port weiter zu entwickeln. Wenn möglich versuchte er dabei, Veranstaltungen wie die beiden Rennen in den TT-Wochen 1922 und 1923, bei denen er jedoch ausfiel, mit einzubeziehen.

Howard Davies am Start der Senior TT 1922
Howard Davies am Start der Senior TT 1922

1924 verließ er AJS, um seine eigene Maschine zu konstruieren, zu bauen und zu fahren - die hübsche und brauchbare HRD (Howard Rupert Davies) schaffte gleich bei ihrem ersten Start 1925 in der Junior den zweiten Platz. 1927 zog er sich von der Rennerei zurück und ging mit Phil Vincent zusammen, um eine Schwingenmaschine unter dem Namen Vincent-HRD zu bauen.

Howard Davies war ein außergewöhnlich guter Fahrer, von dem man mit Fug und Recht sagen konnte, dass er der erste AJS-Star war.

Cyril Wiliams

Eric und Cyril Williams, übrigens weder verwandt noch verschwägert, haben vor und nach dem ersten Weltkrieg gute Arbeit für AJS geleistet. Trotz der beiden Siege durch Eric ist Cyril besser bekannt, denn von ihm kannte jedermann die Geschichte, als er 1920 die lahme Maschine über vier Meilen (!!) ins Ziel schob und noch siegte.

AJS hatte eine Persönlichkeit wie Jimmy Simpson, dem größten Heizer, dem jemals die Manx-Krone aufgesetzt wurde, zuvor nicht besessen. Für Jimmy, das Ass, gab es nur eine Maxime: Du musst schneller als jeder andere sein.

Er war ein höchst spektakulär fahrender Reiter, der durch die gleiche harte Schule gegangen war, die schon Eisenfüße wie Freddie Dixon und

den Rhodesier Ray Amm hervorgebracht hatte. Während seiner dreizehnjährigen Karriere nahm er an 26 Tourist Trophies teil, von denen er leider nur 11 beendete. Er war achtmal Inhaber der Rekordrunde, gewann aber nur ein Rennen: 1934 die Leichtgewichts-TT auf Rudge. Wie er schon der erste war, der Rundendurchschnitte über 60 und 70 Meilen (beides auf AJS) schaffte, so war er auf Norton 1930 bei der Senior der Erste, der mit über 80 mph den Kurs umflog.

Auf der Insel fuhr er sein erstes Rennen 1922 auf Scott, dann bis auf 1928 AJS und anschließend bis seinen ersten Sieg nur noch Norton. Er konnte seinen Ruf als Maschinentöter nie ablegen und es ist überliefert, dass die Stevensbrüder, um mit der Menge der zerstörten Motoren Schritt zu halten, alles daran setzten, den guten Ruf der Zuverlässigkeit, der ihren Produkten sonst anhaftete, aufrecht zu erhalten. Simpson war zu seiner Zeit eine Legende, dies führte dazu, dass das Publikum zu Beginn jedes Rennens überzeugt war, dass er nur mitfuhr, um sich den Sieg zu holen.

1936 J.Simpson beim Gratulieren
1936 J.Simpson beim Gratulieren

Nach der Aufgabe des Rennsports wurde er zum „Mister Shell“ in der Rennszene, um sich im Anschluss an etliche Jahre bei einer britisch-holländischen Ölfirma in den Westen zurückzuziehen, wo er inmitten der zahlreichen Erinnerungen an seine Karriere lebte.

Jimmy Guthrie

Jimmy Guthrie aus Hawick/Schottland war ein ganz Großer der Motorradszene, der nicht weniger als sechs TT-Siege auf seinem Konto verbuchen konnte, einschließlich des Sieges 1930 mit der Leichtgewichts-OHC-AJS. Sieben Jahre zuvor hatte er erstmals auf der Insel auf einem Motorrad gesessen - damals auf Matchless. Bis zum Jahr 1927 trat er nicht mehr auf, dann aber gleich richtig, als er bei der Senior auf einer New Hudson Zweiter wurde.

Jimmy Guthrie auf der nur in einem Rennen eingesetzten 250er Cammy-AJS
Jimmy Guthrie auf der nur in einem Rennen eingesetzten 250er Cammy-AJS

Von da an bis zu seinem tragischen Tod beim deutschen Grand-Prix 1937 in Hohenstein-Ernstthal (in der letzten Kurve der letzten Runde!) fuhr Jimmy „G“ nur Norton und AJS.

1931 war er erst der dritte Fahrer, der in einer Woche zwei TT-Rennen gewann.

Einmal hatte er sich schon als sicherer Sieger auf einer Norton gefühlt, als ihm Stanley Woods mit der Zweizylinder-Guzzi mit einer unglaublichen letzten Rekordrunde mit vier Sekunden Vorsprung den ersten Platz noch abnahm. So ein Rennen würden die Zuschauer nie vergessen!

Bei Snaefell gerade an der Stelle, an der er bei seinem letzten Start bei der TT 1937 ausfiel, errichtete man das Jimmy-Guthrie-Denkmal.

Jimmy Guthrie als Sieger des 350er Laufes 1930 auf dem Nürburgring
Jimmy Guthrie als Sieger des 350er Laufes 1930 auf dem Nürburgring
Wal Handley

Wal Handley schaffte das Double mit zwei TT-Siegen in einer Woche schon einige Jahre eher als Jimmy Simpson, nämlich 1925. Zur Krönung fuhr er gleich noch die schnellsten Runden in Senior-, Junior- und Leichtgewichtsklasse, ein Kunststück, das kein anderer Fahrer jemals schaffte.

Gerade 18 Jahre alt, fuhr er zum ersten Mal 1922 auf der Insel, um dabei gleich die schnellste Runde auf seiner OK-Blackburne abzulegen, womit er fünf Meilen pro Stunde schneller war als der alte Rekord des Jahres 1920.

1926 Walter Handley Rex ACME Junior TT
1926 Walter Handley Rex ACME Junior TT

Seine größten Triumphe erreichte er auf einer Maschine von Marke Rex-Acme, doch fuhr er auch mit einer Cammy-AJS zu Platz Zwei in der Junior des Jahres 1929. Seine Karriere dauerte 13 Jahre und 28 Tourist Trophies, wobei er immer betonte, dass die AJS die beste von allen gefahrenen Maschinen war (Womit er zweifelsohne vollkommen recht hat!!).

Kurz vor dem Krieg wechselte er zum Rennwagen über. Beim Absturz seines Transportflugzeuges kam er während des Zweiten Weltkrieges zu Tode.

Harold Daniell

Harold Daniell kam über den Manx-Grand-Prix zum Sieg in der Senior des Jahres 1932. Schon früh unterschrieb er bei AJS einen Vertrag, blieb aber bei dieser Firma ohne größeres Glück und fuhr keine besseren Plätze als 8 und 9 mit den OHC-Maschinen in der Junior ein.

1934 Harold Daniell Junior
1934 Harold Daniell Junior

1936 ritt er auf der phänomenalen, aufgeladenen Vierzylinder, musste aber mit technischen Problemen die Segel streichen.

Der ruhige und bescheidene, stets mit Nickelbrille anzutreffende Londoner war der erste, der die Runde auf der Isle of Man unter 25 min schaffte. Er vollbrachte diese Glanztat 1938 mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 81 mph.

Nachdem er für Norton die Seniorklasse 1947 und 1949 auf der Insel gewonnen hatte, setzte er sich 1951 zur Ruhe. Mit bescheidenem Erfolg kehrte er zur Halbliterklasse in den Rennsport zurück. Besonders in Brands-Hatch war er ein bekannter Treiber auf seiner „Emeryson“. Auch als Sponsor von Mike O’Rourke mit seiner Ariel Arrow machte er sich einen Namen.

Harold Daniell starb nach kurzer Krankheit im Jahr 1967.

Walter Rusk

Walter Rusk war ein höchst spektakulär arbeitender Fahrer, ohne ein Quäntchen Furcht in seinen Augen. Er nahm sich der schwierigen Vierzylinder-Ajay an, die eigentlich jeden Fahrer abschreckte. Er liebte die großen, starken Maschinen und war der erste Fahrer, der im Ulster Grand Prix eine 100 Meilenrunde schaffte.

1939 Walter Rusk AJS V4 wc
1939 Walter Rusk AJS V4 wc
Jock West

Jock West, der am Ende seiner beruflichen Laufbahn Geschäftsführer einer Firma namens Glanfield Lawrence Ltd. war, war in der Entwicklungsphase der 7R und der „Porcupine“ eine große Stütze für die Colliers.

Vielleicht noch ein bisschen besser bekannt als einer der schnellsten Leute auf einer Kompressor-BMW, war er einer großen Persönlichkeiten der Szene.

1930 AJS R10 Jock West
1930 AJS R10 Jock West

Man könnte noch weiter und weiter erzählen, aber es sollte nur ein kurzer Überblick über die Männer sein, die den Ruhm von AJS begründeten.

Einige werden vielleicht denken, dass ich den guten alten George Rowley vergessen habe, da er an nicht weniger als 19 TTs teilgenommen hat. Aber ihm habe ich einen besonderen Artikel gewidmet, der direkt über das Hauptmenü auszuwählen ist.

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